Blutland - Von der Leidenschaft gerufen by Dawson Delilah S

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen by Dawson Delilah S

Autor:Dawson, Delilah S. [Dawson, Delilah S.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe (Bastei Verlag)
veröffentlicht: 2013-05-16T22:00:00+00:00


***

Als ich nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich ein wenig traumverloren. Ein Teil von mir hatte immer noch erwartet, in meiner eigenen Welt wieder aufzuwachen. Ein anderer Teil von mir hatte damit gerechnet, dass ein bestimmter, auf finstere Art gutaussehender Magier zu mir ins Bett schlüpfen und die Leidenschaft wieder entfachen würde, die er in seinem Kuss so strikt unter Kontrolle gehalten hatte. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich dankbar oder enttäuscht darüber sein sollte, dass er auf Distanz geblieben war. Der Kuss hatte sich angefühlt wie eine Verheißung von Dingen, die da kommen konnten, und jetzt, da ich wieder wach und ausgeruht war, war ich mir nicht so sicher, ob ich diese Dinge wollte. Ich setzte mich auf und schaute mich um, während die schwache Morgensonne durch die Vorhänge drang.

Criminy saß im Schneidersitz auf seinem Bett, vollständig angezogen, nur ohne Schuhe. Er trug zwei verschiedene Socken mit Argyle-Muster und hatte eine altmodische Landkarte vor sich liegen. Ich beugte mich darüber, um die gemalten Bilder zu betrachten, die den Kontinenten meiner Welt so sehr ähnelten: Europa, ein Teil von Asien und der obere Teil von Afrika. Aber die Grenzen waren alle verkehrt, und die Namen waren eigenartig – und ich hatte so eine Ahnung, dass die kleinen Kreaturen um die Aufschrift »Hier gibt es Drachen« eine tatsächliche Bedrohung darstellten.

Ich ließ mich am Bettrand nieder, unaufdringlich, aber nahe genug, um die Karte zu betrachten. Dazu waren einige sonderbare Kleinigkeiten über das Papier verstreut: Juwelen, Knochen und Steinchen. Die schüttete Criminy alle in einen Samtbeutel, den er in seiner Weste verstaute.

»Also, wir sind hier«, erklärte er und deutete auf ein Gebilde, das Britannien gewesen wäre.

Manchester lag im Zentrum, genau da, wo auf meiner eigenen Karte auch Manchester wäre. Aber eine Menge der anderen Namen waren anders. Frankreich war Frankia, direkt neben Vanien. Es gab ein Brussel – in Belgin. Aber ich registrierte mit einem Lächeln, dass London immer noch London war.

»Und hier ist, glaube ich, Goodwills Insel, laut den Knochen«, sagte er und deutete auf eine Ansammlung von Klecksen im Meer, direkt südlich von Brighton. »Irgendwo in der Nähe der Isle of White. Sollte nicht schwer zu finden sein.«

»Warum das?«, fragte ich.

»Seine Insel wird die einzige mit einer Mauer darum sein«, erklärte er mit einem Grinsen. »Der Mann hat eine Mordsvorliebe für Mauern.«

»Aber wie kommen wir da hin?«, fragte ich. »So weit kann ich nicht laufen. Nicht in diesen Stiefeln, und nicht mit Bludhäschen, die mich jagen.«

»Das ist eine schwierige Frage«, antwortete er. »Ich will den Wanderzirkus da nicht mit hineinziehen, das scheidet also aus. Für ein Gefährt haben wir nicht genügend Geld, und außerdem werden sie ohnehin darauf warten, dass wir das versuchen. Und natürlich können wir den Banken nicht trauen.«

»Was stimmt nicht mit Banken?«, fragte ich völlig verwirrt.

»Sie fahren zu langsam, und wir wären leicht aufzuspüren«, erklärte er.

»Da, wo ich herkomme, ist eine Bank eine Einrichtung, die Geld für einen aufbewahrt«, sagte ich.

»Wer um alles auf der Welt sollte einem anderem sein Geld zur Aufbewahrung anvertrauen?«, fragte Criminy. Allein der Gedanke entsetzte ihn.



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